SYSTEMTHEORIE

Systemtheorie ist heute eine Art der Modellbildung. Man verwendet in ihr den Begriff System zur Modellbildung für alles, was eine Differenz zur Umwelt aufweist, als ein Ganzes angesehen werden kann und das aus Teilen besteht:
►anorganische, physikalische und geographische Einheiten: Planet, Insel, Vulkan, Höhle, Mikrobereich, Thermodynamik 
►Organismen und Teile von ihnen 
►Ökosysteme, Biotope, Gruppen von Lebewesen, auch unser Planet lässt sich als Ökosystem betrachten ►soziale Gruppen (Familie, Schicht, Gesellschaft), 
►die Psyche 
►technische Einheiten: Geräte, Maschinen 
►kulturelle Phänomene: Haus, Stadt, Politik, Musik, Spiele, Netzwerke für Information und Verkehr, Zeichensysteme 

Als Grundstein der Systemtheorie gilt der Satz des Aristoteles: „Das Ganze ist mehr als die Summer seiner Teile.“ Systemtheorie ist heute eine Art der Modellbildung, die besonders die Philosophie des Konstruktivismus förderte. Man geht davon aus, dass der Mensch Informationen zu geistigen Modellen verarbeitet, je nach Erfahrung, Perspektive, Erwartung und anderen Faktoren. Als System lässt sich alles betrachten, was eine Differenz und Grenze nach Außen aufweist und ein Ganzes mit zusammenhängenden Teilen ist. Man kann ihm eine Identität zuordnen, also relativ stabile Eigenschaften, Strukturen oder Prozesse. Systemtheorie beschreibt das Verhältnis der Einzelelemente zueinander, zum Ganzen und nach außen. Untersucht werden nicht die Einzelteile selbst, sondern ihre Beziehungen (Verhältnisse, Wechselwirkungen, Interaktionen). Es gibt stets Teilsysteme (Subsysteme) und Über-Systeme (Metasysteme), d.h. größere Zusammenhänge. Mathematische, sprachliche und bildliche Modellbildung ergänzen sich gegenseitig. Systeme können einfach, komplex, chaotisch, offen, geschlossen oder halboffen sein, weiterhin sich selbst erhaltend, sich selbst organisierend, geregelt und sich reproduzierend. Man untersucht Prozesse der Systementwicklung im Hinblick darauf, ob sie komplexer, vernetzter oder einfacher werden. Weitere Kernbegriffe sind Struktur, Organisation, Information, Rückkopplung, Stabilität, Zentrum, Lücken, Pole, Integration, Segregation, Ausstoßung, Selektion, Funktionen, Synergie, Dependenz, Emergenz (Erscheinen einer neuen Qualität) Umschlagen und Kollaps. Treten Serien bzw. Wiederholungen in Zeit oder Raum auf, so kann man diese näher (auch mathematisch) beschreiben mit Begriffen wie Muster, Analogie, Rhythmus, Welle, Resonanz, Interferenz u.s.w. Zur Visualisierung von Systemen können z.B. Symbole, Diagramme, Mindmaps oder Organigramme dienen. (siehe oben) Beispiel: Ein Haus lässt sich auf vielen Ebenen als System auffassen: technisch, sozial, wirtschaftlich, ästhetisch und ökologisch. Aufgrund der Komplexität und der Wichtigkeit für das Menschenleben ist das Haus auch ein verbreitetes Symbol bzw. eine Metapher für ein komplexes System. Wir sprechen z.B. vom Staats
haushalt und vom gemeinsamen Haus Europa. Ökologie und Ökonomie sind abgeleitet vom griechischen Wort oikos (οίκος) = Haus. 

Quellen: Margot Berghaus: Luhmann leicht gemacht. 3. Auflage. Böhlau, Köln 2011, Günter Ropohl: Allgemeine Systemtheorie. Einführung in transdisziplinäres Denken. edition sigma, Berlin 2012, Ludwig von Bertalanffy: Allgemeine Systemtheorie. In: Deutsche Universitätszeitung. Nr. 12, 1957, S. 8–12. sowie Nöllke, Matthias: Anekdoten, Geschichten, Metaphern für Führungskräfte, Haufe-Verlag, Planegg bei München 2002, Karl Ludwig von Bertalanffy: General System Theory. In: Biologia Generalis. 1/1949, S. 114–129, The Theory of Open Systems in Physics and Biology. In: Science. Band 111, 1950, S. 23–29.




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